Arbeit


Das Thema Arbeit, im Sinne von Erwerbstätigkeit wird vielfältig diskutiert. In der Regel geht es dabei um Geld, Verlängerung der Arbeitszeit über das 65 Lebensjahr hinaus, psychische Belastung durch Arbeitsüberlastung etc. Wenn die Bibel in diesem Zusammenhang genannt oder ihrer erinnert wird, dann wird der Satz zitiert: Mit Mühsal sollt du deinen Acker bestellen und im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen.

Arbeit wird unter dem Gesichtspunkt der Härte, der Mühe, heute würden wir sagen, der Leistung gesehen: Ohne Fleiß keinen Preis. Ähnlich laufen die Diskussionen über Arbeit auch heute ab.

Doch es gibt eine andere Sicht der Arbeit, auch sie ist biblisch. Arbeit gehört zum Menschen, ist ein Teil von ihm. Durch Arbeit kann ein Mensch gestalten und sich selbst verwirklichen. Im Schöpfungsbericht (1. Mose 2,5 ff ) wird der Mensch von Gott aus Erde gemacht und ihm wird Lebensodem eingehaucht. Er bekommt einen Garten, um sich ernähren zu können. Seine Aufgabe ist es, das Land zu bebauen und zu bewahren (Vers 15), das ist seine Arbeit. Sie dient, so wie heute auch dazu, sich zu ernähren. Heute „verdienen wir unsere Brötchen“, früher musste man das Getreide anbauen, um Mehl zu gewinnen.

Der Mensch arbeitet seit Anbeginn, um Essen zu haben. Zum Menschsein gehört der Odem des Lebens, die Arbeit, d.h. bebauen und bewahren, die Sprache und die Sexualität. Insbesondere die beiden letzten Funktionen benötigen ein Gegenüber (Vers18, 23). Der Mensch ist als Beauftragter Gottes, zur Ausgestaltung der Welt, aufgerufen. Verantwortung, Selbstausdruck, Gestaltung Gemeinschaft und Anerkennung meint Arbeit. Während meiner Arbeit bei der Ludwigshafener Tafel habe ich erlebt, was es Menschen bedeuten kann, wenn sie gebraucht werden und mitwirken dürfen. Es waren Männer, die von Hartz 4 lebten und sich über ihre Arbeit bei der Tafel als Fahrer Geld dazu verdienen konnten. Deutlich wurde schnell, dass es nicht das „1 € Taschengeld“ war, das sie lockte. In unsrem Team waren sie jemand, der gebraucht wurde, der nötig und anerkannt war. So manch einer von ihnen bestätigte mir, dass sie mit dieser Arbeit ein neues Lebensgefühl gewonnen hätten.

                                                          

Die Arbeit gehört zum Menschsein dazu. Sie erfüllt Menschen oder sie überfordert Menschen, sie kann sowohl Segen als auch Fluch sein. Auch Gott arbeitete. Im ersten Schöpfungsbericht wird berichtet, wie Gott die Welt er - und geschaffen hat - wenn das keine Arbeit ist!? Uns so ruht er am siebten Tag (1.Mose 2,2) von der Arbeit aus.

Im zweiten Schöpfungsbericht legt er Hand an. Er macht den Menschen aus Erde, er nimmt ihn und setzt ihn in den Garten Eden, dort macht er dem Menschen sein Gegenüber und die Tiere.

Dass Arbeit auch Fluch bedeuten kann, haben die Kinder Israels während ihrer Sklaverei in Ägypten erlebt. Unfrei und unter unmenschlichen Bedingungen mussten sie Ziegeln brennen und andere schwere Arbeiten tun (2. Mose 2,23). Und aus dieser Erfahrung heraus, bekommt auch der Fremdarbeiter in Israel einen Ruhetag (2. Mose 23,12). Menschenverachtende Arbeitsbedingungen gibt es heute, z. B.in den Kleiderfabriken von Indien  aber auch in Deutschland, wo Zeitverträge mit geringem Gehalt und unangemessen wenig Urlaub vergeben werden.

Arbeiten ist ein Beziehungsgeschehen, man tut etwas für sich und andere. Der erste Mensch im Garten Eden bestellte ihn, um Essen zu haben und gleichzeitig pflege er das Land. Im Loblied auf den Schöpfer, im Psalm 104, wird das Werk Gottes das er uns Menschen geschaffen hat. Es ist alles wunderbar gemacht: „Wie groß sind deine Werke“ und auch so konzipiert, dass Mensch und Tier davon leben können: „Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.“

Mit der Arbeit dient man der Gemeinschaft, dies wird besonders im Neuen Testament betont (1. Tim 5,8), die Versorgung der Hausgenossen ist eine wichtige Aufgabe, wer das nicht tut, vernachlässig seinen Glauben.  Wer arbeitet um sich zu nutzen und zu bereichern, der schadet sich dadurch selbst (1. Tim 6,9).

Arbeit ist ein Teil des Glaubenlebens, aber nicht alles. Maria und Martha stehen dafür, das Arbeit und auf das Wort Gottes hören wichtig ist und dass man dafür evtl. die Arbeit auch einmal ruhen lassen soll (Lk 10,38 -42)

Die unterschiedlichen Aspekte der Arbeit: Mühsal und Last oder Selbstverwirklichung und Sinnfindung, sowie die Arbeit für die Gemeinschaft, münden für mich in der Benediktinerregel: Bete und arbeite!


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