Altern (47)


Altern in der Mitte der Gesellschaft.

Um das dritte Lebensalters in der Kirchengemeinde und in der Diakonie zu erreichen, sind mehrere Schritte möglich. Einmal ist die Frage der Begrifflichkeit gestellt, wie soll dieser Lebensabschnitt bezeichnet werden? Sprache spiegelt Wirklichkeit und schafft diese. Sensibel sein in der Wortwahl ist gefragt.

Amerikanischen Soziologie verwendete Unterscheidung von „Go-gos“, „Slow-gos“ und „No-gos“, diese Begriffe sind nicht frei von Stigmatisierung, aber beinhalten so etwas wie Selbstironie. Die älteren Menschen, die am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen, bezeichnen sich überwiegend selbst nicht als „alt“. Das gefühlte Alter liegt zwischen 5 und 9 Jahre unter dem kalendarischen.

Jedes Angebot, das mit dem Begriff „Alter“ arbeitet, hat für viele Menschen der Generation 60plus eine abschreckende Wirkung. Selbst dann, wenn eine Kombination wie „junge Alte“, „fitte Alte“ – oder „neue Alte“ – gewählt wird. Mit „Senior“ beziehungsweise „Seniorin“ können viele nichts anfangen, schreibt das sozialwissenschaftliche Institut in einer Untersuchung. Auch Begriffe wie „Silber-Generation“ sind keine Lösung. Dabei muss bedacht werden, dass kein Wort bisher gefunden ist, das dem Lebensgefühl des dritten Lebensalters entspricht. Ähnlich verhält es sich mit den Angeboten, die für diese Menschen hilfreich sein könnten. Es ist sinnvoll, diese Generation selbst herauszufinden und entscheiden zu lassen, in welche Richtung ihr Interesse geht.

Im Hinblick auf die zum Teil kreativen „jungen Alten“ ist es interessant, einfach  Räume in der Gemeinde für Aktivitäten zur Verfügung zu stellen, ihnen selbst die weitere Gestaltung zu überlassen und sich darüber hinaus für die weitere Arbeit inspirieren zu lassen. Auf diese Weise können Kirchengemeinden für neue Zielgruppen interessant und auch attraktiv werden. Es gilt Netzwerke und Infrastruktur für eigenverantwortliches Agieren dieser Generation in allen Lebensfällen zu ermöglichen.

Es gilt Spontanität auszuhalten und kurzfristiges Engagement zu ermöglichen. Viele ältere Menschen möchten sich nicht  auf Dauer verpflichten, sondern spontan und projektbezogen aktiv sein können. Wenn die Kirche diese Potenziale nutzen will, darf sie sich darauf einlassen.


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