Altern (11)


Alter im Alten Testament

„Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch grünen und blühen.“ (Psalm 92,15) Welch` poetische Zusage! Auch im Alter kann man fruchtbar sein, Gott lässt „Junge alt aussehen“ und gibt Alten die Kraft der Jungen. Vor Gott spielt das Alter keine Rolle, er kann es sozusagen „außer Kraft“ setzen, damit der Mensch von Gott und seinen Werken erzählt (Vers 16). 

Aber das Alte Testament beschreibt das Alter mit seinen Beschwerden auch ungeschönt: Die zunehmende körperliche Schwäche gehört zu den wesentlichen Kennzeichen fortschreitenden Alters. Da „sitzen Greis und Greisinnen auf den Straßen Jerusalems, jeder mit einem Stock in der Hand wegen des hohen Alters“ (Sach 8,4). Die Zierde der Alten (Spr 16,31) ist das graue Haar, während der Schmuck der Jungen ihre Kraft ist (Hos 7,9; Gen 42,38). 

Von psychischen sowie körperlichen Einbußen ist die Rede, oftmals z. B. von den schlechten, blinden Augen der Alten, so bei Isaak (Gen 27,21), Jakob (Gen 48,10), oder Eli (1 Sam 3,2). Ausnahmen dagegen verdienen besonderer Erwähnung, wie etwa Mose (Dtn 34,7): Seine Augen waren nicht matt geworden, und seine Frische nicht gewichen. 

Das Altern schließt den Ring des Lebens. „alt und lebensatt“, starb… Ausgefüllt mit genug Leben, satt am Leben, dann Sterben zu dürfen, das ist eine gute Perspektive. 

Neben der Schwäche ist es das Erlebte, das einen Mensch im Alter auszeichnet. Weisheit im Sinne von positiv verarbeiteter Lebenserfahrung, zu der auch Kraftlosigkeit und Leid gehören kann. Dass alte Menschen Erfahrung und Weisheit besitzen, wird ihnen durch die jüngere Generation zugebilligt. Sie dürfen das Recht im Tor sprechen (Dtn 21,2-6,19f; 22,15-18; 25,7-9; Jer 26,17).

Außer dieser Aufgabe, im Tor Recht zu sprechen, ist es ihre wichtigste Aufgabe, die Tradition weiterzugeben. Jahwe wird von ihnen den nachkommenden Generationen als der Herr verkündigt (Dtn 6, 20), ihre Erfahrung mit Gott wird lehrend weitergegeben. Die Älteren sind Träger/innen der Heilgeschichte und damit auch Mittler/innen in ihr (Dtn 32,7). Eine wichtige Aufgabe des Alters ist die Unterweisung der Jugend in allen Lebensfragen.


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